silvester.

das viertel ist arm, politisch gewollt dreckig. wir schleichen uns kurz vor mitternacht auf einen nahegelegenen platz, um das spektakel aus feuerwerk und die böllerei anzuschauen. mir erschließt sich nich, warum man im eigenen viertel böllert. man scheißt ja auch nich vor die eigene haustür.

raketen fliegen, manche horizontal. manche explodieren in unserer nähe. manche böller spürt man richtig im oberkörper. es ist so laut, dass ich das läuten der kirchturmglocken erst wahrnehme, als wir direkt vor dem kirchturm stehen. auf dem rückweg mehrere kleingruppen, aus denen einzelne aufeinander losgehen.

am nächsten morgen lese ich von fünf toten. von vielen verletzungen. von abgefackelten häusern und habe kein mitleid. lese, dass rettungskräfte angegangen wurden. dass faeser, mal wieder, mit staatlichen repressionen reagieren will. als ob das das einzige mittel im werkzeugkasten ist.

warum kein böllerverbot? warum nicht mehr soziale infrastruktur? orte, an denen junge erwachsene sein können? warum kein organisiertes feuerwerk, warum keine dronenshow?

stattdessen toxische männlichkeit. rücksichtslosigkeit. leid. aggressionen. alkohol. gewalt. zerstörung. mängelverwaltung. rückzug.

das kann man ja auch sinnvoll nutzen: wir sollten dieses jahr in den villenviertel böllern.

friede den hütten. krieg den palästen.

Nathan @zeitschlag