pazifismus im angriffskrieg.

ich mag unterwerfungspazifist*innen nicht. daraus mache ich keinen hehl. aber bin ich selbst besser? artem tschapaj, ukrainischer schriftsteller und soldat, beschreibt in einem essay für die zeit eindrücklich, nachvollziehbar, bedrückend seinen weg zur armee:

Gegen Bomben und Raketen hilft keine Petition. Gewaltfreier Widerstand bedeutet im Falle der russischen Besatzung Tod und Folter, wie in Butscha. — quelle: internet

nachdem russland im februar 2022 die gesamte ukraine angegriffen hat, meldete er sich freiwillig, weil was hätte er auch anderes machen sollen?

Der Pazifismus eines Menschen, der sich weigert, bei einem Angriffskrieg mitzumachen und Kriegsverbrechen zu begehen, ist nobel. Doch der Pazifismus eines Menschen, der gewaltsamen Widerstand verweigert und damit andere zu Kummer und Leid verurteilt, ist bestenfalls kurzsichtig, schlimmstenfalls aber heuchlerisch. — quelle: internet

pazifismus muss man sich leisten können und in zeiten von krieg noch mehr:

Und gegen Abend eben jenes ersten Tages der Invasion der Finsternis zogen sie diesen braven Bauern in die Armee ein, damit er meine Kinder verteidigen sollte. Und sofort wurde klar, dass solche weniger privilegierten Menschen die Hauptlast des Krieges würden tragen müssen. Wie immer. — quelle: internet

letztens standen wir in der küche. p. fragte mich, was ich tun würde, wenn putin hier einmarschiert? meine rote linie, sagte ich, ist auf menschen zu schießen. ich wäre super kanonenfutter, scherzte ich. aber klar, ich würde schauen, wie ich mich anderweitig nützlich machen kann. kochen. reparieren. bauen. gott, ich würde wahrscheinlich alles machen, um nicht an die front zu müssen, weil ich angst vor dem tod habe oder was krieg mit mir machen würde. oder, wie tschapaj es nennt:

Wir können an der Informationsfront und der Wirtschaftsfront (so rechtfertigt man das vor sich selbst) bleiben, wo wir mehr gebraucht werden, wo wir nützlicher sind (ebenfalls Standardphrasen seit Kriegsbeginn). — quelle: internet

nach dem essay von ihm fühlt sich das falsch an. aber immerhin wäre ich super kanonenfutter.

Nathan @zeitschlag