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  • unbezahlbar.

    an der großen kreuzung gibt es eine imbissbude. die art von imbissbude, die so ein bisschen ranzig wirkt, runtergerockt. die art von imbissbude, die es schon ewig gibt und mag fragt sich: wie? wo doch immer alles verhältnismässig günstig war, bezahlbar ist. die art von imbissbude, die 24/7 auf hatte — seit corona nur noch von zehn bis acht, außer freitags, da geht’s länger.

    wir haben uns da vor zehn jahren nach einer durchgesoffenen nacht auf dem nachhauseweg mal zwei burger als drunkfood geholt. danach nie wieder.

    der imbiss ist ein treffpunkt von nazis — wussten wir damals nicht — und rechtsoffenen fußballfans, gesoffen wird vormittags, tags und nachts. alles, auch die menschen, wirkt grobschlächtig, laut, gewalttätig, rau. geschlossene gesellschaft in aller öffentlichkeit und auch die litfasssäule vor dem imbiss wird immer frisch bestickert. es ist ihr imbiss und sie zeigen es. letztens fiel mir auf: alles kostenlos.

    → 9:55 AM, Sep 8
  • fahrradtortour.

    am freitag fragte ich mich, was ich am wochenende mit mir anfangen will. im zweifel fürs fahrrad schwang ich mich aufs brompton und am schluss standen nach zwei tagen durch berlin, brandenburg und sachsen-anhalt 266,1 kilometer auf der uhr.

    • vorbereitung? lol. die route eine wilde mischung aus apple maps’ navigation und bikerouter. von berlin nach spandau nach brandenburg nach magdeburg. am nächsten tag spontan nach halle. proviant — und sonnencreme — gekauft. und los. jugendlicher leichtsinn mit verspätung.
    • in brandenburg reichen sich antisemit*innen und unterwerfungspazifist*innen unter geschichtsverklärung die hand. ich verzichte auf die frage am open mic, wann putin sich denn endlich aus der ukraine verpisst oder ob die hamas die geiseln schon freigelassen hat. ich habe ja schliesslich ein ziel — und ein softeis.
    • der weg von brandenburg nach magdeburg ist länger als gedacht. viel länger.
    • es ist so ruhig auf dem land. bis auf den wind. der ist laut und kommt komischerweise immer von vorne.
    • die dörfer heissen erzwow. stromzow. denitz. demitz. klödnitz. kalde. cabe.
    • schön sind sie ja, die meisten dörfer. es gibt viele verfallene gebäude, fabrikhallen. was man daraus machen könnte! und wie ruhig es dort ist. und voller faschos.
    • unterwegs merke ich, dass ich meine powerbank mangels kabel nicht nutzen kann. und das bei 20% in der pampa zwei stunden vor magdeburg. also lädt das tablet das handy.
    • bei magdeburg fahre ich bei einem schönen sonnenuntergang über eine brücke, auf der mittellandkanal die elbe überquert. wie cool ist das denn?
    • nach zwölf stunden navigation und tracking ist der akku der uhr bei 10%. in dem moment komme ich am hotel an.
    • ich verfahre mich ein paar mal, aber den umweg ist es meistens wert.
    • außer in magdeburg. magdeburg hat eine beschissene fahrradinfrastuktur.
    • das fahrrad hat drei gänge, in der stadt nutze ich hauptsächlich den kleinen und großen. auf dem land lerne ich den mittleren gang lieben. bergauf den kleinen. sie reichen.
    • laut internet hat die systemgastronomie italienischer art bis mitternacht auf. faktisch hat sie um zehn uhr zu. auf die dönerladeninfrastruktur hingegen ist verlass.
    • in sachsen-anhalt auf einer tankstellentoilette hakenkreuze und antisemitische vernichtungsphantasien. daneben „hoch lebe putin, ruhm und ehre der russichen armee“.
    • andere tankstellen hingegen retten meine stimmung — und mich — ein paar mal und versüßen mir das leben: eis, wasser und süßgetränke.
    • mein puls pendelt sich bei rund 130 ein.
    • irgendwann macht es trotzdem keinen spaß mehr. das ist neu. mein rechtes knie tut weh, mein hintern auch. ich frage mich: ist das brompton, dieses feine faltrad das richtige fahrrad für sowas oder will ich nur ein neues rad?
    • als ich halle erreiche, weine ich kurz. das tut gut.
    • ich werde keine tour de france, keinen giro, keine vuelta mehr fahren. ein bisschen schade, eigentlich.
    • morgen fahre ich definitiv kein fahrrad.
    • aber vielleicht ist es auch wie mit tattoos? nach dem ersten denkt man sich erst „nie wieder“ und kurz darauf liebäugelt man schon mit dem nächsten.
    • ich habe jetzt schon bock auf längere strecken. meine grenze finden. mal die nacht durchfahren.
    → 7:43 PM, Aug 31
  • selbstbedienungstheater.

    an der selbstbedienungskasse vom schwarzmarkt. kurz vor ladenschluss überkam mich der stillbare hunger nach bagels. ein, zwei andere sachen fanden auch noch ihren weg in den pappkarton, den ich unterwegs dank ein, zwei anderer sachen noch auftun musste.

    an der selbstbedienungskasse bediene ich die kasse. ich scanne meinen gesamten einkauf und bestätige dem system brav, dass ich meinen gesamten einkauf gescannt habe. es misstraut mir, leuchtet rot auf. ein angestellter kommt. er schaut sich meinen gesamten einkauf an, scrollt auf dem bildschirm und bestätigt der selbstbedienungskasse, dass ich wirklich meinen gesamten einkauf gescannt habe. in meine jackentaschen guckt er nicht.

    ich muss lachen. warum ich denn lachen würde? weil ich das ganze prozedere lächerlich finde. man könne sich nicht vorstellen, wieviele hier geklaut werden würden, sagt er. das sei nicht mein problem und die leute würden das sicherlich nicht zum spaß machen, sage ich. und außerdem könne dieter schwarz das ohne mit der wimper zu zucken verkraften. ich gönne es jedem einzelnen, entgegne ich noch und wünsche ihm einen schönen abend.

    dass ich selbst gerade unentgeltlich für dieter schwarz gearbeitet habe, das fällt mir erst später auf. in meine jackentaschen hat er nicht gekuckt.

    → 9:19 AM, Aug 29
  • steckdose.

    im zug. ich fahre aus der groß- in die kleinstadt, habe das fahrrad in der gepäckablage verstaut und direkt daneben einen sitzplatz gefunden.

    kaum sitze ich, fällt meinem sitznachbar ein, dass er das handy laden muss. ich könne die steckdose dann später haben, sagt er selbstgefällig und gönnerisch. brauche ich nicht, entgegne ich und widme mich meinem buch.

    → 2:42 PM, Aug 23
  • berlin, alexanderplatz (mcdonalds)

    Schwarz/Weiß-Bild vom Schriftzug Alexanderplatz am Berliner Alexanderplatz

    → 7:14 PM, Aug 22
  • park.

    Ein Scan eines Schwarz-Weiß-Fotos, man sieht einen Park mit Bäumen und Schatten.

    → 7:10 PM, Aug 22
  • der herr ist auferstanden.

    1. 28 days later.
    2. 28 weeks later.
    3. 28 years later (muss ich noch gucken).
    4. 28 centuries later:

    Schriftzug an einem Berliner Friedhof: Der Herr ist auferstanden, aber in Caps.

    → 9:43 PM, Aug 4
  • pfropfen.

    in der sattelstange vom faltrad steckt unten ein ding, damit die sattelstange vom gefalteten faltrad nicht auf dem bogen kratzt. mal heisst es sattelstützenverschluss, mal endkappe, mal pfropfen. das originalteil hatte ich schon vor ewigkeiten verloren, einmal für sechs euro nachgekauft, wieder verloren — damit bin ich nich alleine.

    seit einem halben steht ein produktionsmittel in meinem büro, ein 3d-drucker. als eine der ersten sachen produzierte der den pfropfen in einer haltbaren variante. gehalten wird das teil von einer schraube — die ist auch teuerste.

    gestern ging mir dann der selbstgedruckte sattelstützenendkappenverschlussspfropfen kaputt. von unterwegs startete ich einen druck und während die waschmaschine lief, radelte ich ins büro und schraubte kurz.

    materialkosten: rund 20 cent — das sind weniger als sechs euro. die schraube zählt da nich, die lässt sich wiederverwenden.

    → 10:44 PM, Aug 1
  • knips.

    es regnete. am samstag wusste ich nichts mit mir anzufangen. fühlte mich wieder antriebslos. also beschloss ich, etwas dagegen zu tun. hatte eine grobe idee, über die ich eine halbe stunde grübelte. anschliessend zog ich los und kaufte mir eine billige analoge kamera. eine, bei der man nach jedem knips am rad drehen muss. zweiundzwanzig euro. weil es grau war und regnete, riet der verkäufer im hipster-foto-laden mir ahnungslosem zu einem schwarz-weiß film. acht euro fünfzig.

    bewaffnet mit kamera und film wandelte ich als klischee durch die stadt. knipste hier. knipste da. ohne anspruch in der hoffnung des blinden huhns auf ein korn. ich hatte spaß und lief zwanzig kilometer.

    vorhin habe ich den ersten film zum entwickeln und scannen in den foto-hipster-laden gebracht. und mir einen neuen gekauft. acht euro fünfzig.

    → 8:47 PM, Jul 15
  • umgekippt.

    auf dem weg zum kleinstadtkiosk für die morgendliche mate. einige leute stehen vor einer arztpraxis, der letzte in der reihe, ein älterer herr, kippt um. in mir springt ein automatismus an, mein kopf übernimmt in solchen momenten einfach und ruft die wichtigsten schritte ab: bewusstsein prüfen, atmung prüfen, stabile seitenlage, notruf.

    der mann kommt wieder zu sich, will aufstehen. er blutet. ihm sei nur kurz schwindelig geworden, jetzt sei aber alles gut, kein rettungswagen. kaum hat er das gesagt, verliert er erneut das bewusstsein, taumelt. ich fange ihn ab und bringe ihn sanft zu boden. eine andere person ruft jetzt doch mal den rettungswagen. hinterher sagt sie, die hätten ihr ganz schön viele fragen gestellt.

    das spiel wiederholt sich: er kommt wieder zu sich, ihm sei nur kurz schwindelig geworden, jetzt sei aber alles wieder gut, er steht wieder auf. ob er sich wirklich nicht vielleicht mal kurz hinsetzen will? nein. kaum steht er, wird er erneut bewusstlos, ich fange ihn wieder ab. in dem moment kommen die leute aus der praxis und übernehmen. dafür bin ich ihnen dankbar. wenig später kommt der rettungswagen und ich denke mir: ich sollte mal wieder einen erste-hilfe-kurz machen.

    → 9:48 AM, May 22
  • wie viele.

    ostern in der kleinstadt. den antiimp-antifa-mackern auf der friedensdemo missfällt unsere existenz, unsere anwesenheit und unsere schönen, handgemalten plakate gefallen ihnen auch nicht. sie bedrängen uns. schubsen. versuchen, unsere plakate zu zerstören, mit denen wir frieden und schutz auch für ukrainer*innen und jüdisches leben einfordern und so stehen wir dann abseits und halten stumm eine ukraine-flagge und plakate hoch, oder was davon noch übrig ist.

    nach der kundgebung kommt eine frau auf uns zu. sie ist berührt, dass wir dort stehen und den unterwegungspazifist*innen etwas entgegenstellen. sie käme aus lwiw im westen der ukraine. sie erzählt, dass die russischen raketen den krieg auch dort hintragen. dass der westen die ukraine alleine gelassen hat. wie ihre mutter unter russlands angriffen auf elektrizitätswerke kälte gelitten hätte. sie sei mittlerweile hier. zum glück. jeden morgen schaut sie die nachrichten, weil sie wissen muss: wie viele russen wurden getötet?

    → 9:10 PM, Apr 19
  • leerstelle.

    max war seit über zwölf jahren mein bester freund und mit max hatte ich einen deal: wenn der eine einen neuen job antrat, musste er den anderen auf einen abend einladen. das war besser für ihn, weil er signifikant mehr trinken konnte und ich häufiger die firma wechselte.

    dann kam corona und weil ich im februar 2020 eine neue stelle anfing, gingen wir statt in kneipen in berlin von späti zu späti. 2022 machte ich mich selbstständig und wir verhandelten den deal neu: aus einem abend wurde ein sixpack dosenbier, weil dosenbier macht schlau, wie er immer sagte.

    im oktober 2023 ist max gestorben. fiel einfach um. von jetzt auf gleich. mit anfang 30. ich fuhr runter und löste mit seiner verlobten den haushalt auf. fuhr seinen wagen, den ich nie fahren wollte, zum autohaus zurück. abgesehen von einer schleifenden bremse fuhr er sich echt gut. trank seitdem kaum noch.

    seit ein paar tagen habe ich einen neuen auftrag und wurde mir unerwartet, erneut und schmerzlich der leerstelle bewusst.

    → 8:14 AM, Apr 9
  • alles banane.

    der supermarkt um die ecke wurde umgebaut, er hatte dann selbstbedienungskassen. eigentlich mag ich selbstbedienungskassen. ich kann den einkauf in meinem tempo einscannen und einpacken.

    seit ein paar tagen muss ich den kassenbon einscannen, um so ein tor aufzumachen, ein gatter. als ob mich das hindern würde, aus biobananen bananen werden zu lassen. als ob mich das daran hindern würde, zwei laugenstangen zum preis von einer zu erstehen.

    sie hatten die hoffnung, dass selbstbedienungskassen den umsatz erhöhen. dass ich unbezahlte arbeit für sie leiste. sie so ihren profit maximieren. und jetzt misstrauen sie mir.

    mehr erfolgreiche ladendiebstähle sind der preis, mit dem ihr die gesenkten personalkosten bezahlen müsst. sucht es euch aus, denn: ihr könnt nicht beides haben.

    → 8:49 PM, Mar 31
  • aussitzen.

    die tage unterhielt ich mich mit einer freundin, es ging um die multidimensionalen probleme der us-regierung bei der signal-benutzung. wir machen uns lustig, dass die faschistisch*innen es verkackt haben, aber niemanden kümmert es. es ist nur ein weiteres fuckup — und sie sitzen es einfach aus. so wie merz, der die proteste anfang des jahres einfach ausgesessen hat. man muss die spd noch nicht mal mehr schubsen, sie fallen von alleine wie dominosteine vor ihm in den staub. ich vermisse eine zeit, in der politiker*innen noch die konsequenzen ihres handelns getragen haben, tragen mussten, aber damit scheint es vorbei zu sein. und von faschist*innen kann man es nicht erwarten. fühlt sich scheisse an zu wissen: die kommenden jahre, vielleicht jahrzehnte werden hart.

    → 6:31 PM, Mar 30
  • was?

    manchmal, regelmässig, stellt mir mein kopf die frage, was ich eigentlich wolle. wo ich denn hinwolle mit und in meinem leben. wo denn mein platz sei. ich habe keine antworten, aber sehe leute, die wissen, was sie wollen. die gut sind in dem, was sie tun. die für etwas brennen. die ihren platz gefunden haben. ich bewundere sie und neide.

    ich frage mich, was passiert wäre, wenn ich jene statt dieser abzweigung genommen hätte. mich anders entschieden hätte. was gewesen wäre, wenn ich nicht aufgegeben, sondern weitergemacht, mich ver- und durchgebissen hätte? mutig gewesen wäre? frage, wo ich denn dann im leben stünde. kurz werde ich dann meist traurig, weil ich bisher weder platz, noch leidenschaft, noch berufung gefunden habe. und dann gebe ich wieder auf und suche weiter.

    → 11:12 AM, Mar 27
  • noch lange nicht.

    ich möchte daran glauben, dass ehrlich am längsten währt und dass von einem zusammen alle beteiligten mehr haben, mehr profitieren, es sie weiter bringt, als ein gegeneinander.

    und dann sehe ich, wie friedrich merz sich an die macht lügt. mit rechtsextremen im anzug arbeitet. sehe, dass diese gesellschaft ihn wählt — in zusammenarbeit mit springer et al. sehe, wie vance, musk und trump im weißen haus selensky behandeln — und er sich ihnen notgedrungen unterwirft. gewalt, unterdrückung und lügen wohin das auge blickt.

    es fällt mir schwer, den glauben an das gute im menschen zu wahren. aber vielleicht ist jetzt einfach noch nicht lang genug und am schluss gewinnt trotz allem ehrlich und zusammen?

    → 11:32 AM, Mar 5
  • alltag.

    meine letzte oma ist gestorben. ich muss an ein gespräch mit meinem vater denken. wir unterhielten uns über seine biographie.

    als meine begann, schrieb er gerade seine diplomarbeit, während ich schlief — auf einem computer! ich schlief viel und es gibt fotos, wie er am rechner sitzt und ich im bett schlaf und er seine diplomarbeit tippt.

    und als während er das erzählte, klang es wie das normalste der welt, solche sachen mit dem computer zu erledigen. es fasziniert mich immer noch, wie lange computer offenbar schon alltäglich sind.

    und jetzt frage ich mich, ob sich die it auch schon früher so sehr mit sich selbst beschäftigte, wie heutzutage? wir drehen uns um uns selbst, denke uns eigene, neue probleme aus, und die lösungen für erfundene probleme auch.

    → 10:55 AM, Feb 18
  • 🦑🎮

    irgendwann in den letzten jahren wurde squid game von und auf netflix veröffentlicht. ich bekam den hype mit und der war anlass genug, nichts zu tun. gut, ich sah eine folge — und fand sie langweilig: es ist so offensichtlich. kapitalismus. danach mied ich die serie wirklich. stattdessen bingete ich mit jeder neuen staffel the boys alle bisher erschienenen bei bezos tv. das war so lange lustig, unterhaltsam, bis es zu offensichtlich wurde. und trump präsident. ab da tat es weh.

    seit ein paar tagen schauen wir jetzt squid game und ich komme mir vor wie ein voyeur. bin fasziniert. unterhalten. angeekelt.

    → 7:47 PM, Jan 9
  • vierundachtzig cent.

    im supermarkt. vor mir ein rentner, auf dem band ein sahnepudding und eine packung instant-nudeln. es fehlen zehn cent. den pudding dann doch bitte nicht. ich schaue in meinen geldbeutel und sehe nur vier. ich übernehme das, ja, mit karte bitte. ich muss an den waschsalon denken.

    → 9:57 PM, Jan 8
  • silvester.

    das viertel ist arm, politisch gewollt dreckig. wir schleichen uns kurz vor mitternacht auf einen nahegelegenen platz, um das spektakel aus feuerwerk und die böllerei anzuschauen. mir erschließt sich nich, warum man im eigenen viertel böllert. man scheißt ja auch nich vor die eigene haustür.

    raketen fliegen, manche horizontal. manche explodieren in unserer nähe. manche böller spürt man richtig im oberkörper. es ist so laut, dass ich das läuten der kirchturmglocken erst wahrnehme, als wir direkt vor dem kirchturm stehen. auf dem rückweg mehrere kleingruppen, aus denen einzelne aufeinander losgehen.

    am nächsten morgen lese ich von fünf toten. von vielen verletzungen. von abgefackelten häusern und habe kein mitleid. lese, dass rettungskräfte angegangen wurden. dass faeser, mal wieder, mit staatlichen repressionen reagieren will. als ob das das einzige mittel im werkzeugkasten ist.

    warum kein böllerverbot? warum nicht mehr soziale infrastruktur? orte, an denen junge erwachsene sein können? warum kein organisiertes feuerwerk, warum keine dronenshow?

    stattdessen toxische männlichkeit. rücksichtslosigkeit. leid. aggressionen. alkohol. gewalt. zerstörung. mängelverwaltung. rückzug.

    das kann man ja auch sinnvoll nutzen: wir sollten dieses jahr in den villenviertel böllern.

    friede den hütten. krieg den palästen.

    → 3:30 PM, Jan 1
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